Jahresgabe

Double Bend

Ludwig Kuffer

Die Streifenprojektion ist ein technisches Mess- und Aufnahmeverfahren, das dazu dient, Objekte in ihrer dreidimensionalen Form digital zu erfassen und als Modell nutzbar zu machen. Hierbei werden parallele Lichtstreifen auf das zu untersuchende Objekt projiziert und von einer Kamera aufgenommen. Die symmetrischen Linien werden durch den dreidimensionalen Körper verzerrt, und eröffnen somit Rückschlüsse auf dessen Form. Diese Verzerrung kann in Raumkoordinaten umgewandelt und anschließend in geeigneter Software als digitales Abbild verwendet werden. Die Fotografie, die Ludwig Kuffer für den Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen produziert hat, fügt sich ein in seine langjährige Beschäftigung mit technischen Sehapparaten. Neben dem offensichtlichen Interesse an der Funktionsweise dieser Apparate sind es vor allem die visuellen Eindrücke in ihrer unerschlossenen Ästhetik, die sonst nur den Bedienenden, oder gar ausschließlich den Apparaten selbst sichtbar werden, die Kuffer interessieren.
Die leichten Unregelmäßigkeiten in den Streifen lassen vermuten, dass das Licht durch scharfe Risse auf eine metallische Oberfläche geworfen wird. Neben der Kühle der Materialität und dem sezierenden Blick, der mit einer wissenschaftlichen Sachlichkeit korrespondiert, lässt sich aber auch an populäre Fotomotive denken, in denen das durch halb geöffnete Lamellen fallende Licht Szenerien in eine verträumte oder erotisch aufgeladene Atmosphäre tauchen soll. Die Schönheit, die in dieser Ambivalenz liegt, ermöglicht es, zu vorher unbekannten technischen Verfahren eine sinnliche Nähe aufzubauen. So ist der Schatten, der sich unter dem Knick des Papiers bildet, kein redundanter, gleichförmiger Datensatz, sondern ein kühler Ort wie der unter einem Palmenblatt. 
– Max Beck